Kreative Kühlschrank-Poesie in der WG-Küche

Last Updated on 5 months by Patrice Baunov

Der Ballungsraum Großstadt-WG-Küche als künstlerische Inspirationsquelle für surrealistische Poesie

Was passiert, wenn man eine große Party in seiner WG schmeißt, das einzige Badezimmer sich an die Küche anschließt und der Kühlschrank voller Magnetwörter ist? Richtig! Es bildet sich eine lange Schlange wartender Menschen mit vom Getränkegenuss gefüllten Blasen, die beginnen, sich neben interessanten, lustigen und auch aufschlussreichen Unterhaltungen, die Wartezeit damit zu vertreiben, ein paar lustige Wort- und Satzkreationen – unterhaltsame Kühlschrank-Poesie – am Kühlschrank zu hinterlassen.

Auf ins Getümmel

Vor Kurzem war ich gemeinsam mit Vera zu Besuch auf der Geburtstagsparty eines Freundes, wo genau das passiert ist. Entdeckt habe ich das Ganze als ich mich genüsslich am Buffet bediente und, friedlich vor mich hinkauend, meinen Blick durch den Raum schweifen ließ.

2-3 Leute standen beim Warten direkt vor dem Kühlschrank, schoben ein paar Magnetblättchen an Tür umher und kicherten. Aus reinem Interesse und aufgrund meiner Schüchternheit reihte ich mich einfach in die Toilettenschlange ein bis ich schließlich selbst vor dem Kühlschrank landete. Dort angekommen habe ich mir erstmal ein Bier daraus geschnappt und angefangen zu schauen, was da alles so für Wörter und Buchstaben vorhanden sind. Den Menschen, die mich fragten, ob ich für die Toilette anstehe, machte ich klar, dass ich nicht anstehe – verwunderte Blicke, ein lächelndes Nicken. Ein spontaner kreativer Antrieb überkam mich; und nach ca. 3 Stunden, mit ein paar wenigen Unterbrechungen, und einige Biere später, habe ich meiner Meinung nach doch ein paar Werke interessanter, absurder, aber doch irgendwie künstlerischer Kühlschrank-Poesie geschaffen.

Mein unterbewusstes Ziel: alle vorhandenen Magnetwörter und -buchstaben verwenden! (Ich habe es annähernd geschafft)

Die Früchte des surrealistischen Poesieergusses

Hier mein erstes, aus dem Bauch heraus entstandenes, Kühlschrankgedicht, “geschrieben” mit Magnetwörtern:

Falscher Aufstand

Kleiderschein
e
sanft wie zwei
Safttraumgefühlverschleierstimmungen
schwer
dunkelste Sphäre
Leere
wesentlich abstoßend und verlockend
schwimm langsam, fahr betrunken, nächst seltsam
Schattenknospensturm
kein Honig ohne Mondhose
fantastischer Schmerz
Schuss, Antlitz, Himmel, glücklich
schwarz

Das zweite Gedicht ist in spontaner Kooperation mit einer guten Freundin entstanden.

untitled

nehme mehr Hass
riecht Straßenlust
draußen
singest du Sommerwinterregenduft
hab’ Füße unter der See
Fingerdingtaten muss ich nackt benutzen
Bettreiz
Mann, komm nimm mein’ Flaum
flieg, Tod über mich
verlass dein schlappes Haar Junge,
um sein kühles
Musikspiel voll mit Geigemesseren
traurig zu machen

warum

Und danach habe ich dann noch so einige weitere kreiert:

Flüstermilch

Erzähl’ von dem Fass
der Nebelsonne,
die bitter golden ist,
obwohl ihr Leben häßlich ist.
Gedankengröße
wie sie
den schwachen Fleischpuls
in kindhafte Blüten
überträumt.
Glatt, wunderbar.
Eine Schüttelgöttin.

Wurstfraukette

über dir
wer das süße Geschenk
deliziös schüttelt,
sie hat eine liebe Frühlingszunge
mysteriös, aber schreiend wunderbar.
Bizarrer Spaß,
enormes Lichtspitzemädchen,
purpure Stange.
Starr, stark, wahr.
Sabber

untitled

frag mein Leben,
es will ausgehe.
Denk an rote Wortmeerherzwürde,
vermöcht’ delikat blau sein.
Glänz’ mieses Auge.
Atem
Haut
Blut
stopp
mein
dein
Diamant

Roh, weil artig

muss noch einig’s kleinblas’
steh lang,
platze gern
für diese Fragerein zum Poteil
hinter einem lecker Gestern.
Bitte,
steig doch ein,
so wird es besser.
Fall um,
weine,
schlag ein.
Eins wird niemalst dir sein:
der faule Eisenanzug
auf Ei

Und hier noch einige, weitere kleine Wortspielereien und -gebilde:

ist aber toll
was sie sind
im wann

von mir
von ihr
uns

ich hab
will
bin
darf
war
küsste
geh

Zunge und Frühling
schreien in die
Meerliebe

Gesinde
gesichts
im
Beten
beichte
geseh’ und
stinkst

Nachdem ich mich dann am Kühlschrank ausgetobt habe, sah er so aus:

Wenn euch der Beitrag gefallen hat (oder auch nicht) oder falls ihr sogar Lust auf mehr Kühlschrank-Poesie und -gedichte von mir habt, hinterlasst mir doch einfach gerne ein Kommentar!


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